Aktuelles

17.02.2023 Gegen weibliche genitale Beschneidung

Bei einem Vortrag des Vereins „NALA“, der sich gegen weibliche genitale Beschneidung (international: FGM Female Genital Mutilation) und für Bildung in Burkino Faso einsetzt, trat am 6. Februar im Kulturzentrum Luise in München als Hauptredner Altbürgermeister Christian Ude auf.

„NALA“ ist übrigens ein ebenso kleiner und engagierter Verein wie „Perspektiven für Burkina Faso“. Das Wort „NALA“ steht in der Sprache der Kisuaheli für „die Löwin“. Gleichzeitig beinhaltet „NALA“ das Motto des Vereins: nachhaltig, aktiv, lebensnah, aufklärend.

Die Rede Christian Udes beleuchtete die weibliche Beschneidung im Wesentlichen unter drei politischen Aspekten: Religion, Feminismus und Postkolonialismus. Bevor er jedoch auf diese Stichpunkte einging, äußerte sich der Altbürgermeister noch zum Ausdruck „weibliche genitale Beschneidung“ und machte klar, dass diese weitgehend verwendete Beschreibung für ihn nach einer Verharmlosung klingt: „Eigentlich müsste es heißen: weibliche genitale Verstümmelung“.

FGM ohne religiösen Kontext

Dass sich die Tradition dieser weiblichen genitalen Verstümmelung auf irgendeine Weise aus der christlichen oder muslimischen Religion ableiten ließ, verwies Ude ins Reich der Märchen: „Weder in der Bibel noch im Koran gibt es eine Stelle, die dazu auffordert.“ Tatsächlich sei FGM in erster Linie eine Männerangelegenheit. In deren Fantasie ist eine Frau erst dann „rein“, wenn der sichtbare Teil der Klitoris, die in ihrer Form einem Penis ähnelt, abgeschnitten ist.

Dennoch sei es nicht möglich, diese grausame Tradition ausschließlich durch die feministische Brille zu betrachten, zumal es Frauen sind, die diese krude Männerfantasie ihren Töchtern vermitteln und ihnen versichern, dass dieser Eingriff notwendig und normal sei.

Das Argument, dass wir Westler als ehemalige Kolonialmächte nicht berechtigt seien, den Afrikanern irgendwelche Empfehlungen zu geben, konterte Ude mit dem Hinweis einer afrikanischen Projektleiterin von NALA. Diese hatte ihm gegenüber einen deutlichen Standpunkt bezogen und sinngemäß gesagt, dass sich ein Volk, das sich überwiegend aus Analphabeten zusammensetzt, nicht selbst aufklären kann und somit auf Hilfe von außen angewiesen ist.

Karlheinz Böhm provoziert afrikanische Männer

In seiner Rede kam Ude auch auf eine Episode zu sprechen, die er mit Karlheinz Böhm in Äthiopien erlebt hatte. Dieser hatte in einer Rede, die er in einem Dorf vor etwa 400 Menschen hielt, den Männern vorgeworfen, dass sie die dümmsten Männer auf der ganzen Welt seien. Die Befürchtung, dass die derart provozierten Männer wütend und gewalttätig wurden, trat deshalb nicht ein, weil Karlheinz Böhm eine äußerst elegante Begründung nachlegte. Nachdem er den äthiopischen Männern bescheinigte, dass sie nicht nur dumm, sondern auch bettelarm seien, fügte er hinzu, dass sie aber sehr schöne Frauen hätten. Und dann wollte der Schauspieler von den Männern wissen, warum sie diese Schönheiten zerstörten und in der Folge möglicherweise keinen Sex mit ihnen haben konnten.

Große Freundlichkeit trotz Armut

Nach Udes Rede gab es noch eine kleine Podiumsdiskussion. Neben dem Altoberbürgermeister war das Ehepaar Korn mit auf der Bühne. Walter Korn hatte in seiner Funktion als freiberuflicher Fotograf Burkina Faso besucht und von dieser Reise virtuose Bilder mitgebracht, die währen der Veranstaltung auf eine Leinwand projiziert wurden. Dabei unterstrichen insbesondere die Porträts die Kernthese des Fotografen, der fast ein wenig erstaunt davon berichtete, dass die Menschen in Burkina Faso trotz ihrer bitteren Armut unglaublich freundlich seien. Tatsächlich hatte man bei etlichen Porträts den Eindruck, als könne man den Menschen bis tief in ihre freundlich-schöne Seele schauen. Das Foto einer älteren Frau könnte als Musterbeispiel für die Darstellung von Altersmilde stehen: Auch wenn ihr zerfurchtes Gesicht vermutlich nicht nur von der Sonne, sondern auch von Sorgen gegerbt war, lächelte sie überaus herzlich, beinahe anmutig in die Kamera.

Betroffene Frau erzählt

Die Ehefrau des Fotografen, Fadumo Korn, stammt aus Somalia und hat als siebenjähriges Mädchen am eigenen Leib erfahren, was es heißt, im Genitalbereich verstümmelt zu werden. Sie wies darauf hin, dass die Verstümmelung in der Regel von Frauen durchgeführt werden, die diese Tätigkeit als Beruf ausüben. Frau Korn erklärte nüchtern, dass die Mädchen diese Prozedur ohne Narkose erleiden müssen. Erschreckend ist auch die Tatsache, dass die Beschneidung der Klitoris unter unhygienischen Bedingungen und mit alltäglichen Werkzeugen wie beispielsweise Glasscherben erfolgt.

Auf die Frage, wie sie selbst mit ihrer Beschneidung umgehe, antwortete die Somalierin, dass sie als fast 60-jährige Frau ihr Trauma zwar einerseits weitgehend bewältigt habe, andererseits aber „bei jedem Gang zur Toilette“ an dieses verstörende Ereignis erinnert werde.

Dass der Kampf gegen FGM noch ganz am Anfang steht, wurde deutlich, als Christian Ude eine Zahl nannte: So ist der Rückgang der Verstümmelungen in der Hauptstadt Ougagadougou lediglich um 20 Prozent von 85 auf 65 Prozent gefallen. Zwei Drittel aller Mädchen werden also auch noch heute dieser barbarischen Tortur unterzogen. 

Claus Ritzi

23.09.2022 – Einladung zur Mitgliederversammlung

Am Montag, den 26.09.2022, 19.00 Uhr

Im Ludwig-Thoma-Haus, Erchana Saal, Augsburger Straße 23, 85221 Dachau
laden wir Sie herzlichst ein und freuen uns über Ihr Interesse

Als Tagesordnung schlagen wir vor:

Einstimmung mit Fotos aus Burkina Faso und einem Bericht über die Reise vom Juni 2022

Vorstellung der Ziele des Vereins durch die 2.Vorsitzende Jeanette Huber

Aktueller Stand des Schulbauprojekt in Kokologho

Jahresbericht des Vereins durch Geschäftsführerin Irmgard Hetzinger-Heinrici

Kassenbericht und Wahl des Kassenprüfers

Austausch mit den Gästen aus Burkina Faso

Allgemeine Diskussion und Fragenrunde

Im September sind einige Burkinabe zu Gast in Dachau. Wir freuen uns über die einmalige Chance, uns mit Ihnen über die aktuelle Situation in ihrem Land auszutauschen,- und darauf, Sie hierzu begrüßen zu dürfen.

04.08.2021

Heute gab es die erste olympische Medaille für Burkina Faso überhaupt! Dreispringer Hugues Fabrice Zango holte in Tokio Bronze, mit einer Weite von 17,47 Metern. Glückwunsch und Respekt vor dieser großartigen Leistung! Es ist wahrlich nicht einfach, aus dem drittärmsten Land der Erde in die Weltspitze der Leichtathleten vorzustoßen. Hugues Fabrice Zango hat es geschafft! Im Verein „Perspektiven für Burkina Faso“ freuen wir uns alle mit!

Mitgliederversammlung vom 21. Juni 2021

Meinungsaustausch mit Klaus Steiner

Zu einem Meinungsaustausch mit Klaus Steiner, dem entwicklungspolitischen Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, kamen die Mitglieder des Vereins „Perspektiven für Burkina Faso“ am längsten Tag des Jahres, am 21. Juni, virtuell zusammen. Vorsitzender Bernhard Seidenath hatte seinen Abgeordneten-Kollegen eingeladen, um über Grundsätzliches in der Entwicklungszusammenarbeit, gerade in Afrika, zu sprechen. Die fast zweistündige, sehr angeregte Diskussion ergab, dass der junge Verein „Perspektiven für Burkina Faso“ mit seinen diversen Projekten genau auf dem richtigen Weg ist: die Hilfe zur Selbsthilfe soll gefördert werden, und am besten kommt der Anstoß auch noch aus dem Land selbst. Dies war und ist auch Jeanette Huber, die bis vor kurzem in Ouagadougou gelebt hat, äußerst wichtig. Mit seinen Bildungsprojekten – zur vor- und grundschulischen Bildung, zum Bau einer weiterführenden Schule sowie zur beruflichen Ausbildung von Näherinnen -, mit seinen Projekten zur Energieversorgung, zur Förderung des Verkaufs heimischer Produkte sowie mit den Gesundheitsfragen im Rahmen von „Santé pour tous“, handelt der Verein goldrichtig.

Darüber hinaus müssen aber, so wurde an diesem Abend klar, auch die großen Linien stimmen, damit die Projekte der Hilfe zur Selbsthilfe auch nachhaltig sind. Dazu bedarf es Sicherheit für die Menschen und Stabilität. Gerade im Norden Burkina Fasos verbreiten aktuell Terroristen Angst und Schrecken und werden immer skrupelloser. Die Teilnehmer waren sich deshalb einig, dass man auch hier Burkina Faso, ein Land, das viermal so groß wie Bayern ist, nicht allein lassen darf. Die Hauptstadt Ouagadougou und die Stadt Kokologho in der Nähe sind weiterhin sehr stabil und sicher. Damit dies so bleibt, brauchen die Menschen dort und alle, die hier unterstützen wollen, aber größere Verbündete, hierfür ist der Verein „Perspektiven für Burkina Faso“ zu klein. „Da aber nur Sicherheit für Nachhaltigkeit bürgt, wollen wir uns dessen annehmen. Und danken auch diesbezüglich Klaus Steiner für seine Expertise und seine Unterstützung“, lautete das Fazit des Abends, das Seidenath stellvertretend für alle Teilnehmer zog.


	

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